Projekt Kulturpass Tirol
Kooperation zwischen dem Management Center Innsbruck und dem Verein unicum:mensch
Projektteam
Wir, das Team “Kulturpass”, sind vier Studentinnen des Bachelor-Studienganges Nonprofit-, Sozial- und Gesundheits-management und beschäftigen uns im vierten Semester mit der Bekanntmachung des Kulturpasses in Tirol.
Magdalena Gostner
Teamleiterin
Hallo, mein Name ist Magdalena und ich komme aus Südtirol. Ich finde das Projekt spannend, da es neben wichtigen sozialen und kulturellen Inhalten auch Erfahrungen im Bereich Marketing mit sich bringt.
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass jeder und jede vom Kulturpass erfährt, sodass allen der Zugang zu Kunst und Kultur mit vielen neuen teilnehmenden Kultur- und Sozialeinrichtungen gewährleistet werden kann.
Ninja Bergmann
Teammitglied
Ich heiße Ninja Bergmann und komme aus der Bodenseeregion in Vorarlberg. Unser Projekt gefällt mir, weil mein Wunsch mich selbst im kulturellen Geschehen besser zu bilden, schon länger besteht. Ich freue mich über jede Kleinigkeit, die ich im Rahmen der Projektarbeit lerne und je mehr ich kennenlerne, umso mehr wächst mein Wissensdurst. In der Zukunft erhoffe ich mir, dass ich nicht nur mich selbst vom kulturellen Leben begeistert habe, sondern mein Umfeld in die Welt der Kunst miteinbeziehe.
Stefanie Greßl
Teammitglied
Mein Name ist Stefanie Greßl und ich komme aus Tirol. Mir gefällt das Projekt Kulturpass so gut, weil ich schon immer sehr kulturbegeistert war. Meine Begeisterung zieht mich vor allem in den Theaterbereich. Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass jeder und jede, egal welches Einkommen, Zugang zu diesen Möglichkeiten hat. Ich wünsche mir für den Kulturpass, dass mehr potentielle NutzerInnen davon erfahren und einen beantragen, sodass auch deren Kinder die Möglichkeit zur kulturellen Weiterbildung haben.
Kulturpass
Fakten
Im Jahresdurchschnitt der Jahre 2016 bis 2018 gelten in Tirol 116.412 Personen als armutsgefährdet. Armut ist nicht nur ein Mangel an monetären Ressourcen, sondern auch eine mangelnde Teilhabe in der Gesellschaft, eine sogenannte finanzielle Deprivation. Von dieser finanziellen Deprivation sind in Tirol circa 3,8% der Bevölkerung betroffen. 17,5 % der Tiroler Bevölkerung sind von Ausgrenzung bedroht, das sind 135.818 Personen (Amt der Tiroler Landesregierung, 2020).
Was ist der Kulturpass?
Beim Projekt Hunger auf Kunst & Kultur bekommen Leistungsberechtigte einen Kulturpass, der einen kostenlosen Eintritt bei allen teilnehmenden Kultureinrichtungen in ganz Österreich gewährt. Er gilt ab dem Ausstellungsdatum für ein Jahr in Verbindung mit einem Lichtbildausweis. Der Kulturpass gilt für die auf dem Pass eingetragene Person, sowie für eigene Kinder unter 10 Jahren. Ab 10 Jahren kann ein eigener beantragt werden.
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Verein unicum:mensch
Das MCI-Projekt findet in Zusammenarbeit mit dem Verein unicum:mensch statt. Deren Ziel ist es, den Aufbau einer Kultur von Menschlichkeit zu fördern. In ihrem Handeln fokussieren sie sich auf die Arbeit mit den Schwächsten und Ärmsten der Gesellschaft. Für das Erreichen der Ziele kooperieren sie auch mit Universitäten, die an Lösungsansätzen forschen.
Hintergrund
Laut Artikel 27 der Menschenrechtskonvention steht es jedem Menschen zu, am Kulturleben teilzunehmen (Vereinte Nationen, 1948, 217 A (III). Allgemeine Erklärung der Menschenrechte). Menschen mit finanziellen Engpässen sind in ihrem Lebensstandard eingegrenzt und es fällt ihnen schwer, an sozialen und kulturellen Ereignissen teilzunehmen. Daher wirkt der Kulturpass der sozialen Ausgrenzung entgegen.
16:00
Fragen & Antworten
Linda Gritsch
Teammitglied
Ich bin Linda Gritsch und komme aus Vorarlberg. Ich gehöre zum Publikumsnachwuchs der klassischen Musik durch meine Leidenschaft für das Klavierspielen. Der Hunger auf Musik, Museum und Theater kann gestillt werden, macht Freude und verbindet. Ich wünsche mir, dass der Kulturpass als Chance in der Gesellschaft wahrgenommen wird und Menschen vermehrt die Möglichkeit nutzen, sich inspirieren zu lassen.
Projektziele
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Herstellung neuer Kooperationen mit Kultur- und Sozialeinrichtungen, um das Angebot für die Kulturpass-NutzerInnen zu erhöhen
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Befragung von NutzerInnen und Nicht-NutzerInnen des Kulturpasses über deren kulturelle Teilhabe, Erfahrungen mit dem Kulturpass und Wünsche für zukünftige Kooperationen
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Befragung von Kultureinrichtungen über ihre Erfahrungen in der Arbeit mit dem Kulturpass, um Handlungsfelder für Tirol aufzeigen zu können
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Befragung von weiteren Koordinationsstellen in ganz Österreich, um Unterschiede aufzuzeigen
Zusammenarbeiten
Value Proposition
Sozialer Mehrwert für die Gesellschaft
Der Kulturpass wirkt gegen eine geringe Teilhabe an Kunst und Kultur in der Gesellschaft.
Eine Studie zeigt, dass das kulturelle Kapital einen positiven und direkten Effekt auf den schulischen Erfolg hat, was dazu führt, dass mehr Menschen sich weiterbilden und zu einer sozialen Gesellschaft beitragen können (Jæger & Møllegaard, 2017).
Sozialer Mehrwert für die Begünstigten
Die kulturelle Teilhabe kann zu einer Verbesserung der sozialen Eingliederung führen und soziale Bindungen stärken (Blessi et al., 2016; Johanson et al., 2014; Prattley et al., 2020). Der Kulturpass wirkt gegen das Problem der sozialen Isolation. Bedürfnisse wie Bildung, Unterhaltung, emotionales Engagement, Zeit mit Familie und Freunde sowie Kompetenzentwicklung können durch die kulturelle Teilhabe gestillt werden (Blessi et at., 2016).
Ergebnisse der Projektarbeit
für Hunger auf Kunst & Kultur
neue kooperierende
Kultureinrichtungen
Alpenvereinsmuseum
Bäckerei-Kulturbackstube
Knappenwelt Gurgltal
Anatomisches Museum Innsbruck
neue kooperierende Sozialeinrichtungen
AMS (Arbeitsmarktservice) wird Informationen auflegen, aushängen und weitergeben.
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Alle Bezirkshauptmannschaften überprüfen derzeit, ob sie den Kulturpass in allen Bezirken ausgeben können.
NHT - Neue Heimat Tirol
Die Neue Heimat Tirol wird Flyer an ihrem Standort in Innsbruck auflegen, wodurch Informationen an die HausbewohnerInnen gelangen.
Kampagne Kunstinitiative
Die Kunstinitiative Tirol postete unseren Aufruf für den #Kulturpass auf ihrer Website.
#Kulturpass
Forschungsergebnisse
Quantitativ
Stichprobenbeschreibung
Unser Fragebogen wurde an 48 Sozialeinrichtungen versendet, mit der Bitte, diese an ihre KlientInnen weiterzuleiten. Die Sozialeinrichtungen wurden ausgewählt, da sie Kontakte zu Armutsgefährdeten und Kulturpass-NutzerInnen haben. Insgesamt wurden 75 Fragebögen vollständig ausgefüllt.
Darunter sind 57 Frauen und 15 Männer ab 18 Jahren vertreten. Unter den Befragten sind 14 BesitzerInnen eines Kulturpasses..
Ziel
Ziel der quantitativen Forschung war es, Erfahrungen mit dem Kulturpass und Wünsche für zukünftige Kooperationen der Befragten herauszufinden.
Ergebnisse
Was haltet die Befragten ab, den Kulturpass zu beantragen?
Die Umfrage-TeilnehmerInnen reflektierten neun Gründe, die sie von dem Beanspruchen des Kulturpasses hindern würden. Ein Drittel gab an “noch nicht darüber nachgedacht zu haben” und jeweils 14 Prozent wollen entweder “keinen Pass für Arme” oder haben "keine Zeit” für das Beanspruchen. Im Feld "Sonstiges" wurden weitere Gründe genannt, zum Beispiel: "Der Pass muss alleine genutzt werden", "man bekommt nur eine Karte" und "zu wenig Informationen von den Medien".
Wo haben die Befragten vom Kulturpass erfahren?
Knapp 40 Prozent der Umfrage-TeilnehmerInnen haben durch eine Sozialeinrichtung vom Kulturpass erfahren. Durch Kontakte und Werbemöglichkeiten von Sozialeinrichtungen kann die Zielgruppe unmittelbar erreicht werden.
Weitere häufige Antworten sind Bekannte, Kultureinrichtungen und Zeitung.
Welche Kultur-und Kunsteinrichtungen wünschen sich die Befragten?
Das Ergebnis dieser Frage zeigt die Wünsche der Befragten über zukünftige Kooperationen. Circa 20 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Konzert-veranstaltungen und 17 Prozent würden gerne mehr Möglichkeiten haben, um Comedy-Veranstaltungen zu besuchen.
Qualitativ
Stichprobenbeschreibung
Es wurden sieben KoordinationsmitarbeiterInnen der Bundesländer interviewt. Die InterviewpartnerInnen wurden aufgrund ihrer Arbeit mit dem Kulturpass ausgewählt.
Zudem wurden vier MitarbeiterInnen von Kultureinrichtungen interviewt. Die InterviewpartnerInnen wurden aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung im kulturellen Bereich, der leitenden Geschäftsfunktionen und der kooperierenden Partnerschaft mit Hunger auf Kunst & Kultur ausgewählt.
Ziel
In den Interviews werden Unterschiede in Bezug auf die Arbeitsstunden und die Kulturpass-Nutzung aufgezeigt.
Ergebnisse
Bei den nachstehenden Tabellen handelt es sich um Daten aus dem Jahr 2019. Ausgenommen für Vorarlberg, hier standen uns die Daten aus dem Jahr 2017 zur Verfügung.
Tabelle 1
Aus der ersten Tabelle geht hervor, wie viele Kulturpass-Tickets in einem Bundesland ausgegeben wurden und wie viele Kulturpass-BesitzerInnen es im Jahr 2019 bzw. 2017 gegeben hat. Aus der Verhältniszahl lässt sich erkennen, dass bundesweit 2,3 Kulturpass-Tickets auf eine Kulturpassnutzerin bzw. einen Kulturpassnutzer fallen. In Tirol beträgt dieses Verhältnis 1,1. Diese aktuell geringe Nutzung lässt viel Potenzial für die Zukunft offen.
Tabelle 2
I
In der Tabelle 2 werden die jährlichen Arbeitsstunden am Projekt Hunger auf Kunst & Kultur mit der Anzahl der Kulturpass-BesitzerInnen verglichen, um einen möglichen Zusammenhang zu erkennen. Es könnte davon ausgegangen werden, dass je geringer die Verhältniszahl ist, desto effizienter ist die Arbeit mit dem Kulturpass. Aus den Interviews geht jedoch hervor, dass die Arbeitsstunden nicht ausschlaggebend für den Erfolg des Kulturpasses sind. Zudem ist die Einwohnerstruktur, die Armutgefährdungsquote sowie die Dauer der Kooperation in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich. Aus diesen Gründen kann kein Zusammenhang zwischen den Arbeitsstunden und der Anzahl an Kulturpass-BesitzerInnen erklärt werden. Für den Erfolg des Kulturpasses ist für alle Bundesländer die Öffentlichkeitsarbeit sowie die Kooperation mit Schulen ausschlaggebend.
Für Niederösterreich und Vorarlberg konnten keine konkreten Daten erhoben werden.
Validität
Alle Fragen fokussieren sich auf die drei Hintergrundvariablen: Armut, kulturelle Teilhabe und soziale Ausgrenzung
Potenziale für die Zukunft
Sozialeinrichtungen
Ausbau der Sozialeinrichtungen, da sich die Vermarktung des Kulturpasses hier am erfolgreichsten erwiesen hat.
Kultureinrichtungen
Befragte wünschen sich mehr Möglichkeiten, um an Konzert- und Comedy-Veranstaltungen teilnehmen zu können.
Schulen
Andere Bundesländer arbeiten erfolgreich mit Schulen zusammen. In Tirol könnten weitere Kooperationen mit Schulen positive Auswirkungen auf die kulturelle Teilhabe haben.